02.10.2023     Gewässerwartelehrgang erfolgreich beendet

Der Lehrgang wurde am 16. und 17. September sowie am 30. September und 1. Oktober in Speyer durchgeführt. Als Tagungsstätte für den theoretischen Teil der Gewässerwarteausbildung stand der sehr gut ausgestattete Seminarraum im Vereinsheim des SFV Petri Heil Speyer e.V. zur Verfügung. Dafür, aber auch für die Versorgung der Teilnehmer mit Getränken und Mittagessen sowie für die Möglichkeit, die Parzelle des Vereins am Wammsee zu nutzen, sei allen Verantwortlichen und Helfern des Vereins herzlich gedankt!

GWL 2023 RaumThemenbereich des ersten Wochenendes waren die Stillgewässer. Nach einer Vorstellungsrunde und der Begrüßung durch die Vorsitzenden des gastgebenden Vereins, Herrn Bert Löffler sowie des Landesfischereiverbandes Pfalz e.V., Herrn Gustav Pade, waren aber zunächst die vielfältigen Aufgaben eines Gewässerwartes der Einstieg in den Lehrgang. Im Verlauf des Vormittags wurden dann von den beiden Referenten die Grundlagen der Gewässerbiologie von Stillgewässern vermittelt. Dabei ging es vorrangig um die Eigenschaften von Wasser, um Stoffkreisläufe, die Flora und Fauna von stehenden Gewässern und die sich daraus ergebenden ökologische Gefüge. Die vielfältigen Beziehungen innerhalb eines Ökosystems können durch unterschiedliche Störfaktoren beeinflusst und aus dem Gleichgewicht gebracht werden, mit oft drastischen Folgen. Außer durch industrielle und kommunale Einleitungen können zum Beispiel auch Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft zu einer Beeinträchtigung von Gewässern führen. Die Bestimmung wichtiger Nährstoffe wie Ammonium, Nitrit, Nitrat und Phosphat mit Hilfe eines Analysekoffers ist daher ein Mittel zur Gewässerüberwachung und war deshalb auch an allen Kurstagen Bestandteil der praktischen Ausbildung.

Der Kurs wurde am zweiten Tag u.a. mit einem Exkurs in die rechtlichen Grundlagen von Natur- und Tierschutz, der Fischerei und der Wassergesetzgebung fortgesetzt. Der praktische Teil fand dann am nahe gelegenen Wammsee auf der Parzelle des SFV Petri Heil Speyer statt. Neben der chemisch-physikalischen Gewässeruntersuchung mit dem Analysekoffer, sollte das Gewässer unter ökologischen und fischereilichen Gesichtspunkten beurteilt werden. Dazu wurden Gruppen gebildet mit dem Auftrag, möglichst viele Beobachtungen zu protokollieren, diese zu interpretieren und eventuelle Maßnahmen zur Verbesserung des ökologischen Zustands des Wammsees vorzuschlagen. Die Bilanz für das Gewässer war insgesamt positiv, zur Verbesserung des ökologischen Zustandes wurde vor allem das Anlegen weiterer Flachwasserzonen vorgeschlagen um das für viele Baggerseen typische Problem der steil abfallenden Uferzonen weiter zu verringern. Bei der Wasseranalyse ist lediglich ein etwas erhöhter Ammoniumgehalt (0,4 mg/l) aufgefallen, ansonsten zeigten alle Messwerte den sehr guten Zustand des Gewässers.

GWL 2023 GruDas zweite Wochenende stand ganz im Zeichen der Fließgewässer. Neben den biologischen und chemisch-physikalischen Grundlagen standen vor allem Maßnahmen zur Überwachung der Gewässerqualität im Vordergrund. Allem voran das so genannte Saprobien-System, bei dem durch die Auswertung von Art und Anzahl bestimmter Zeigerorganismen nach einem festgelegten Schema die Güte eines Gewässers sehr genau festgestellt werden kann. Während eine chemische Analyse in einem Fließgewässer immer nur eine Momentaufnahme ist, kann mit dieser Methode eine biologische Gewässergütebestimmung erfolgen, die auch längerfristig einwirkende Effekte berücksichtigt. Nach diesem System können Gewässer in vier Güteklassen und drei Zwischenstufen eingeteilt werden. Die Güteklassen reichen von I (unbelastet bis sehr gering belastet) über II (mäßig belastet) und III (stark verschmutzt) bis zur Stufe IV (übermäßig belastet).

Untersuchungsobjekt für den Praxisteil war der durch die Altstadt von Speyer fließende Speyerbach. Aufgabe der Teilnehmer war es, in zwei Gruppen mit Sieben und Keschern auf repräsentativen Strecken im Speyerbach Indikatororganismen zu fangen, deren Gattung bzw. Familie zu bestimmen und jeweils zu zählen. Danach erfolgte die Auswertung nach dem genormten System der biologischen Gewässergütebestimmung. Bei beiden Gruppen ergab sich ein übereinstimmendes Ergebnis. Mit einer Güteklasse von 2,7 ist der Speyerbach an der untersuchten Stelle daher mit „kritisch belastet“ einzustufen. Auch die ebenfalls in zwei Gruppen durchgeführten Wasseranalysen bestätigen teilweise diese Einstufung, etwa in Bezug auf die gemessenen Phosphatwerte. Die Möglichkeiten zur Verbesserung des Gewässerzustandes wurden aufgrund der Innenstadtlage aber auch wegen des erforderlichen Hochwasserschutzes als begrenzt angesehen. Eine Möglichkeit könnte eventuell das Einbringen größerer „Störsteine“ sein, mit denen das Strömungsbild des Baches positiv beeinflusst werden könnte.

Die schriftliche Abschlussprüfung fand unmittelbar danach wieder im Seminarraum des SFV Petri Heil Speyer statt. Auch wenn einige Nachprüfungen erforderlich waren, konnten alle Teilnehmer den Kurs erfolgreich abschließen und mit berechtigtem Stolz die Zertifikate entgegennehmen. Die Referenten ihrerseits freuten sich dann auch sehr über die sehr positive Resonanz der Teilnehmer und dankten allen für ihr großes Interesse und Engagement!

GWL 2023 Zert